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Offener Brief des Flüchtlingsrats
Potsdam, 14. Dezember 2015
BRANDENBURGER WILLKOMMENSINITIATIVEN RICHTEN FORDERUNGEN AN DIE LANDESREGIERUNG
Heute haben sich 47 flüchtlingspolitische Initiativen und
Willkommensinitiativen, sowie Engagierte aus diversen Initiativen in
Brandenburg mit einem Offenen Brief an die Landesregierung gewandt.
Darin sprechen sie sich gegen die Vereinnahmung der Arbeit der
Initiativen durch die Politik aus und fordern ein Ende der Praxis,
staatliche Versorgungslücken systematisch durch ehrenamtliche Arbeit
schließen zu lassen.
„WIR FORDERN DIE ERFÜLLUNG DER WICHTIGSTEN VORAUSSETZUNGEN FÜR EIN
GUTES ZUSAMMENLEBEN IN BRANDENBURG, NÄMLICH MENSCHENWÜRDIGE
UNTERBRINGUNG SOWIE VERSORGUNG UND BERATUNG, DIE GEFLÜCHTETE NICHT VON
UNS EHRENAMTLICHEN UNTERSTÜTZERINNEN ABHÄNGIG MACHT,“ heißt es in
dem Brief, der heute der Landesregierung und den Landtagsfraktionen
zugesandt wurde.
In dem Zehn-Punkte-Papier kritisieren die Initiativen insbesondere die neuen Asylrechtsverschärfungen auf Bundesebene und fordern die Landesregierung auf, die bestehenden Handlungsspielräume bei der Umsetzung zu nutzen und sich klar gegen diesen Angriff auf das individuelle Grundrecht auf Asyl zu positionieren. Zentrale Forderungen der Initiativen sind außerdem:
- DIE ANGEMESSENE ERKENNUNG UND VERSORGUNG BESONDERS SCHUTZBEDÜRFTIGER
FLÜCHTLINGE.
Diese ist nach geltender Rechtslage vorgeschrieben, wird von den zuständigen Behörden jedoch kaum umgesetzt. Weil entsprechende Strukturen hierfür fehlen, müssen die Initiativen diese Aufgaben des Staates ohne Vorbereitung, Unterstützung und fachliche Expertise, wie z.B. in der psychologischen Betreuung traumatisierter Flüchtlinge, häufig selbst übernehmen. - DIE GEWÄHRLEISTUNG UNABHÄNGIGER, KOMPETENTER UND GUT AUSGESTATTETER
ASYLVERFAHRENSBERATUNG IN VERANTWORTUNG DES LANDES.
Eine Zuständigkeit der Landkreise, wie sie der Entwurf zum Landesaufnahmegesetz vorsieht, bedroht die Unabhängigkeit der Beratung – zulasten der Geflüchteten und der Initiativen, die sie unterstützen. - DER RESPEKT VOR GRUNDRECHTEN, AUCH IN SAMMELUNTERKÜNFTEN.
Immer wieder kommt es zur Missachtung von Grundrechten, wie z.B. durch Besuchsverbote in Gemeinschaftsunterkünften. Hinzu kommt die Unterbringung in abgelegenen, überfüllten Heimen, die von mangelnder Privatsphäre, Enge, Stress und Überwachung geprägt sind und in denen es kaum Zugang zu Gewaltschutzstrukturen gibt. Daher fordern die Initiativen, alle Menschen und vor allem auch besonders schutzbedürftige Flüchtlinge in Wohnungen statt in Sammelunterkünften unterzubringen.
Mit dem Offenen Brief fordern die Initiativen von der Landesregierung, dem Bekenntnis zur Willkommenskultur endlich Taten folgen zu lassen und den Menschen zuzuhören, die Tag für Tag Geflüchtete in Brandenburg versorgen und begleiten.
Der Offene Brief wurde auf einem Vernetzungstreffen der Initiativen Ende November in Blossin initiiert. Eine Vorbereitungsgruppe aus Initiativen, der Aktion Schutzschild der Amadeu-Antonio-Stiftung und dem Flüchtlingsrat Brandenburg hatte das Treffen organisiert. (Siehe Presseerklärung des Flüchtlingsrats vom 30.11.15)
Der Flüchtlingsrat unterstützt in vollem Umfang die Forderungen der Initiativen. „Die ehrenamtlichen Initiativen gestalten die Willkommenskultur in Brandenburg, sehen sich aber immer wieder durch Verwaltungshandeln in ihrem Engagement blockiert und sollen zugleich die verfehlte staatliche Aufnahmepolitik unentgeltlich kompensieren. Das Land ist in der Verantwortung auch langfristig menschenwürdige Aufnahmepolitik zu betreiben. Es darf sich nicht länger auf die Verwaltung eines auch durch verfehlte Politik verursachten „Notstands“ zurückziehen.“ sagt Tobias Becker vom Flüchtlingsrat Brandenburg.
Den offenen Brief finden Sie im Anhang hier.
PRESSEKONTAKT:
Kathrin Willemsen, Willkommen in Oberhavel, 017673033091
Laura Flierl, Farfalla, 01743272087
Tobias Becker, Flüchtlingsrat Brandenburg, 015772486113
--
Flüchtlingsrat Brandenburg
Geschäftsstelle
Rudolf-Breitscheid-Straße 164
14482 Potsdam
Tel.: 0331 - 716499
www.fluechtlingsrat-brandenburg.de
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